Thomas Hesse
MEINE OPTIK

Ausstellung vom 21.6. - 19.8.2012

Ausgangspunkt ist meine HD-Videokamera, die ich aus einer Zeichnung und einer Klopapierrolle gefertigt habe. Als Objekt war sie schon sehr schön, zudem fand ich heraus, dass sie auch funktioniert. Beim Hindurchschauen durch die Rolle schließt man automatisch das eine Auge, um mit dem anderen durch die Klo-Rolle zu lugen; und durch Veränderung des Abstands von Kamera und Auge lässt sich zoomen. Wie bei einer wirklichen Video- oder Fotokamera zeigt sich in der Totalen alles gleichzeitig: Zangen, Eimer, ein Glas, eine Hand, ein Fuß sind zu sehen; durch Fokussieren hingegen lässt sich der Ausschnitt einer Zeichnung betrachten: ein Zeh, Fingernagel oder gar die Struktur oder Manier des Pinselstrichs, der Zeichen-Linie.
Wenn nun eine Differenz zwischen dem menschlichen Sehen und dem Sehen der Apparatur besteht, wie in der Theorie der Fotografie sowie in der Philosophie nachzulesen ist, dann wird mittels meiner Kamera einer dieser Unterschiede, dass der Apparat durch ein Auge sieht, das menschliche Sehen hingegen sich durch zwei vollzieht, aufgehoben.
Ich habe diese Beobachtungen zum Anlass genommen, mich mit dem Sehen zu beschäftigen. Eine Illustration aus Ernst Machs
Antimetaphysische Vorbemerkungen, erschienen in Die Analyse der Empfindungen und das Verhältnis des Physischen zum Psychischen, beschäftigte mich; meiner Meinung nach ist sie ein Beispiel für eine Art subjektives Sehen. Das subjektive Sehen, der eigene Blick spielt in meiner Arbeit eine wichtige Rolle, und wie Ernst Machs Illustration Selbstschauung „Ich“  thematisiert die Ausstellung Meine Optik ein Innen und Außen, den Zeichner und das Gezeichnete.

 

 

Thomas Hesse, geb. 1980 in Lippstadt, studierte Kunsterziehung, bildende Kunst und Germanistik in Berlin, Karlsruhe und Wien. Zeichnung und ihre mediale Transformation sind verbindendes Element seiner Arbeiten. Auf den ersten Blick erscheinen sie einfach, einleuchtend und unkompliziert, bilden (Alltags-)Gegenstände, einfache Sachverhalte, Handlungen und Gesten ab; ihre Referenzen auf Kunst und Literatur sind jedoch komplex.

 

 

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